Montag, 28.04.2025

DEUTSCHLAND – Ein Vitamin-B6-Mangel betrifft längst nicht nur unterernährte Menschen. Auch Alkoholabhängigkeit, bestimmte Medikamente oder chronische Verdauungsstörungen können dafür sorgen, dass dem Körper zu wenig Pyridoxin zur Verfügung steht. Die Folge: Nervenschäden, Hautprobleme, Krämpfe – bis hin zu Depressionen.

Was ist Vitamin B6?

Vitamin B6 ist kein einzelner Stoff, sondern ein Sammelbegriff für mehrere verwandte Verbindungen, darunter Pyridoxin, Pyridoxamin und Pyridoxal. Es gehört zur Gruppe der wasserlöslichen Vitamine und spielt eine entscheidende Rolle in zahlreichen Stoffwechselprozessen.

Der Körper benötigt Vitamin B6 für den Eiweiß- und Fettstoffwechsel, für die Bildung wichtiger Nervenbotenstoffe wie Serotonin und Dopamin sowie für die Funktion des Immunsystems. Auch das Hormon- und Nervensystem ist auf eine regelmäßige Versorgung mit Pyridoxin angewiesen.

Wie hoch ist der Tagesbedarf?

Die empfohlene Tagesmenge variiert je nach Alter, Geschlecht und Lebenssituation. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt folgende Richtwerte an:

  • Erwachsene: 1,4 mg (Frauen), 1,6 mg (Männer)
  • Jugendliche ab 15 Jahren: 1,4 bis 1,6 mg
  • Schwangere: bis zu 1,8 mg
  • Stillende: 1,6 mg
  • Kleinkinder: 0,6 bis 1,2 mg (je nach Alter)

Eine ausreichende Zufuhr ist bei abwechslungsreicher Ernährung problemlos möglich. Schon 150 g Putenbrust, 200 g Brokkoli und 50 g Naturreis liefern rund 1,2 mg Vitamin B6. Auch Avocados, Bananen, Kartoffeln, Nüsse und Hülsenfrüchte zählen zu den besten Lieferanten.

Vitamin-B6-Mangel: Ursachen im Alltag

Trotz grundsätzlich guter Versorgungslage in Deutschland kann ein Vitamin-B6-Mangel auftreten. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie
  • Langfristige Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Antiepileptika, Asthmamittel oder hormonelle Verhütungsmittel
  • Alkoholsucht, da Alkohol die Aufnahme und Speicherung von Vitamin B6 stört
  • Stark einseitige Ernährung, Diäten oder altersbedingte Mangelernährung

Vor allem bei älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen steigt das Risiko. Auch ein erhöhter Bedarf – etwa durch Schwangerschaft, Stress oder körperliche Belastung – kann zu Engpässen führen.

Symptome: Diese Warnsignale sprechen für einen Mangel

Ein Vitamin-B6-Mangel entwickelt sich meist schleichend. Anfangs machen sich unspezifische Beschwerden bemerkbar, die oft fehlinterpretiert werden. Typische Symptome sind:

  • Müdigkeit, Reizbarkeit und Konzentrationsprobleme
  • Schuppende Hautausschläge, insbesondere im Gesicht
  • Entzündete Lippen, rissige Mundwinkel und Zungenbrennen
  • Durchfall und Erbrechen
  • Blutarmut (Anämie)

Krämpfe, Zittern, Entwicklungsstörungen

Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders sensibel auf Vitamin-B6-Mangel. Hier kann es zu:

  • Krämpfen
  • Zittern
  • Gestörten Bewegungsabläufen kommen

Die Deutsche Verbraucherzentrale weist außerdem auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitamin-B6-Mangel und depressiven Verstimmungen hin. Diese Verbindung gilt als medizinisch belegt, da Pyridoxin die Bildung von Serotonin mitreguliert – einem Neurotransmitter, der für die Stimmung verantwortlich ist.

Behandlung und Vorbeugung

Die Therapie eines nachgewiesenen Mangels erfolgt durch gezielte Substitution mit Vitamin-B6-Präparaten – entweder oral oder bei schwerem Mangel intravenös. Parallel sollten belastende Medikamente geprüft und die Ernährung angepasst werden.

Vorsicht ist bei Überdosierung geboten: Obwohl Vitamin B6 wasserlöslich ist, kann eine langfristige Überversorgung durch hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel zu Nervenschäden führen. Die DGE empfiehlt, Vitamin B6 bevorzugt über natürliche Lebensmittel zu decken.

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