DEUTSCHLAND – Müdigkeit, Gedächtnislücken, Kribbeln in den Beinen: Ein Vitamin-B1-Mangel kann sich schleichend entwickeln und schwerwiegende Folgen haben – bis hin zum Herzversagen. Dabei lässt sich der sogenannte Thiaminmangel in vielen Fällen durch eine ausgewogene Ernährung vermeiden.
Was ist Vitamin B1?
Vitamin B1, auch Thiamin genannt, ist ein wasserlösliches Vitamin, das der Körper nur in sehr kleinen Mengen speichern kann. Es spielt eine entscheidende Rolle im Energiestoffwechsel, insbesondere bei der Verwertung von Kohlenhydraten. Gleichzeitig unterstützt es die Funktion von Nerven, Muskulatur und Herz.
Da der menschliche Organismus Vitamin B1 nicht selbst herstellen kann, muss es regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden.
So viel Vitamin B1 braucht der Körper
Der Bedarf an Thiamin hängt von Alter, Geschlecht und Lebenssituation ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Jugendliche und Erwachsene täglich etwa 1,0 bis 1,4 Milligramm Vitamin B1.
Während Schwangere, Stillende oder körperlich stark beanspruchte Menschen leicht erhöhten Bedarf haben, liegt der Tagesbedarf für Kinder und Säuglinge deutlich niedriger.
Diese Lebensmittel liefern besonders viel Vitamin B1
Vitamin B1 steckt in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln – allerdings ist es hitzelabil und reagiert empfindlich auf Licht und Sauerstoff. Diese Produkte gelten als besonders gute Quellen:
- Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken, Weizenvollkornbrot)
- Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Bohnen)
- Schweinefleisch, insbesondere Schweineleber
- Nüsse und Samen (z. B. Sonnenblumenkerne, Walnüsse)
- Kartoffeln, Spargel, Spinat
- Fisch wie Scholle oder Thunfisch
- Trockenhefe
Beispiel: Schon 150 g Schweinefilet oder sechs Esslöffel Haferflocken decken laut DGE den Tagesbedarf.
Ursachen für einen Thiaminmangel
Ein Vitamin-B1-Mangel entsteht oft durch einseitige oder mangelhafte Ernährung – besonders bei stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Weißbrot, geschältem Reis oder Zucker. Weitere Risikofaktoren sind:
- Alkoholismus – beeinträchtigt die Aufnahme und Verarbeitung von B1
- Essstörungen wie Magersucht
- Chronische Krankheiten oder Stoffwechselstörungen
- Starker körperlicher oder psychischer Stress
- Fieber, Infektionen oder Schwangerschaft
Ein Mangel tritt zudem häufig gemeinsam mit anderen B-Vitamin-Defiziten auf (z. B. B2, B6, B12).
Symptome: So äußert sich ein Vitamin-B1-Mangel
Die Anzeichen reichen von unspezifischen Beschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Erste Hinweise können sein:
- Müdigkeit und Reizbarkeit
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen
- Schlafprobleme und Gewichtsverlust
Unbehandelt kann ein ausgeprägter Mangel zu Beriberi führen – einer schweren Erkrankung mit zwei Hauptformen:
Trockene Beriberi:
- Taubheitsgefühle, Kribbeln in den Füßen
- Muskelabbau und Schwäche
- Koordinationsstörungen bis hin zu Lähmungen
Feuchte Beriberi:
- Herzrasen, Atemnot, Herzinsuffizienz
- Ödeme an Beinen und Lunge
- Schockzustände und Kreislaufversagen
Beriberi bei Säuglingen:
- Tritt bei gestillten Babys auf, deren Mütter unter Thiaminmangel leiden
- Plötzlicher Stimmverlust, Erschlaffung, Atemprobleme
Diagnose: Wie wird ein B1-Mangel festgestellt?
Eine einfache Diagnose gibt es bisher nicht. Ärzte ziehen meist andere Ursachen durch Blutuntersuchungen in Betracht und setzen auf den Therapieerfolg als Beleg: Wenn sich die Symptome durch Thiaminpräparate verbessern, gilt der Mangel als bestätigt.
Behandlung & Prävention
Ein diagnostizierter Mangel wird in der Regel mit hochdosierten Thiaminpräparaten behandelt – entweder als Tablette oder per Injektion. Parallel sollte die Ernährung umgestellt und auf Alkoholkonsum verzichtet werden.
Gute Nachricht: Ein Überschuss an Vitamin B1 ist nicht schädlich. Überschüssiges Thiamin wird einfach über den Urin ausgeschieden – eine Überdosierung mit natürlichen Lebensmitteln oder üblichen Nahrungsergänzungsmitteln gilt als unbedenklich.