Mittwoch, 05.02.2025

Bonn – Die EU-Länder haben sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Schutzstatus für den Wolf im Rahmen der Berner Konvention zu senken. Damit würde die Jagd auf Wölfe erleichtert – ein Schritt, der auf heftige Kritik stößt. Besonders der Deutsche Tierschutzbund reagiert scharf auf die Position Deutschlands, das durch eine Kursänderung der Bundesregierung die Entscheidung maßgeblich beeinflusste. Der Tierschutzbund warnt, dass die Europäische Union mit der Absenkung des Schutzstatus‘ den falschen Weg einschlage. Statt vermehrter Abschüsse seien sinnvolle Maßnahmen zum Herdenschutz der Schlüssel zu einer friedlichen Koexistenz von Weidetieren, Wölfen und Menschen.

„Das Abstimmungsergebnis enttäuscht zutiefst“, so James Brückner, Leiter des Fachreferats für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Dass mit Steffi Lemke ausgerechnet eine grüne Umweltministerin vor der plumpen und fachlich haltlosen Panikmache konservativer Lobbygruppen einknickt und dem Töten als vermeintlichen Lösungsansatz den Weg ebnet, macht besonders fassungslos.“

Foto: vifogra | Eric Paul

Eine von der EU-Kommission vorgelegte Analyse zeige, dass bestehende Schutzmaßnahmen für Weidetieren effektiv sind, um Risse durch Wölfe zu verhindern. Trotzdem würden diese oft nicht ausreichend eingesetzt. Die Absenkung des Schutzstatus würde laut wissenschaftlichen Untersuchungen nicht zu weniger Weidetierrissen führen. Auch eine Umfrage unter der ländlichen Bevölkerung in neun EU-Mitgliedsstaaten zeigt, dass eine klare Mehrheit der Bürger den Schutz des Wolfs beibehalten will und eine friedliche Koexistenz unterstützt.

Der Deutsche Tierschutzbund warnt zudem davor, dass die Absenkung des Schutzstatus beim Wolf ein Präzedenzfall für andere geschützte Arten wie Biber, Kormoran oder Fischotter sein könnte. „Noch kann verhindert werden, dass diese Abstimmung zu einem Präzedenzfall wird“, so Brückner. „Wir erwarten von der EU und insbesondere von Deutschland, dass die mühsam erarbeiteten Erfolge des Naturschutzes in Europa nicht aufs Spiel gesetzt werden.“ Die Entscheidung könnte im Dezember 2024 fallen – dann nämlich ist die nächste Sitzung des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention angesetzt.

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