BAYERN / BERLIN – Silvester verlief in vielen Regionen Bayerns und dem Rest der Republik weitestgehend friedlich, jedoch kam es in einigen Städten zu teils erheblichen Zwischenfällen. Während die Polizei vielerorts eine positive Bilanz zog, überschatten Vorfälle in München, Nürnberg und anderen Städten den Jahreswechsel. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte in einer Pressemitteilung die Einsatzkräfte in Bayern, sprach jedoch auch von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ in Berlin. Herrmann betonte zudem die Notwendigkeit konsequenter Strafverfolgung.
Zwischenfälle an der Wittelsbacher Brücke in München
Gegen 00:20 Uhr sammelten sich etwa 300 Personen an der Wittelsbacher Brücke in München, von denen einige vermummt auftraten. Aus der Menge heraus wurden Böller und Glasflaschen gezielt auf Polizeibeamte geworfen. Mehrere Gegenstände wurden in Brand gesetzt. Die Polizei reagierte mit einem massiven Kräfteaufgebot, sprach Platzverweise aus und nahm mehrere Personen fest.
Fünf Beamte wurden verletzt. Bayerns Innenminister lobte die schnelle und konsequente Reaktion der Einsatzkräfte, die Schlimmeres verhinderten: „Insgesamt ist das Sicherheitskonzept der Münchner Polizei unter anderem beim Einsatz auf der Wittelsbacher Brücke aufgegangen. Die Maßnahmen haben sofort gegriffen, die Polizei konnte die Lage mit einem sehr schnellen und massiven Kräfteeinsatz rasch bereinigen.“
Auch in anderen Teilen Münchens waren die Einsatzkräfte stark gefordert. Ein großer Balkonbrand in der Messestadt Riem, ausgelöst durch eine Feuerwerksrakete, richtete erheblichen Schaden an. Der Sachschaden wird auf mindestens 50.000 Euro geschätzt. Die Feuerwehr rückte zu insgesamt 190 Einsätzen aus, davon 163 Brände. In der Max-Wönner-Straße beschädigte ein Mülltonnenbrand die Fassade eines Gebäudes.
Wie die BILD-Zeitung zudem berichtet, erlitten drei Kinder teils schwere Verletzungen durch Feuerwerkskörper. Ein Zweijähriger sowie ein elf Jahre alter Bub erlitten Verbrennungen an Hals und Gesicht sowie an den Händen. Ein 14-Jähriger sprengte sich gar Teile der Hand ab.
Silvester in Nürnberg: Angriffe auf Einsatzkräfte
Erschreckend waren gezielte Angriffe auf Rettungs- und Feuerwehrkräfte. Zwei junge Männer schossen in Nürnberg gezielt eine Rakete auf Feuerwehrleute, wobei diese nur knapp verfehlt wurden. Nach kurzer Verfolgung konnte die Polizei einen der Täter, gegen den 20-Jährigen wurde Haftantrag gestellt.
Bei einem anderen Zwischenfall stellten die Einsatzkräfte eine Person mit einer Schreckschusswaffe in der Heidelberger Straße fest. Zwar legte der Mann die Pistole zunächst auf den Boden, leistete aber HErranschließend Widerstand. Trotz Fesselung fügte er einem Polizisten einen Kopfstoß zu.
Über 600 Einsätze und antisemitischer Zwischenfall in Ansbach
Die Polizei Mittelfranken verzeichnete insgesamt mit 604 Einsätzen rund 25 % mehr Vorgänge als im Vorjahr. Besonders dramatisch war der Brand eines Wohn- und Geschäftshauses an der Fleischbrücke in Nürnberg. Eine Wohnung geriet – laut Polizei womöglich in Folge eines Feuerwerkskörper-Einsatzes – in Brand. Vier Polizisten erlitten Rauchgasvergiftungen, während sie zwölf Bewohner retteten.
In Ansbach beschossen mehrere Feiernde eine Israel-Flagge am Martin-Luther-Platz mit Pyrotechnik. Die Polizei nahm zwei Tatverdächtige im Alter von 15 und 17 Jahren fest. Die beiden erwartet nun ein Ermittlungsverfahren. Die Feuerwehr nahm in der Zwischenzeit die Flagge ab.
Positivbilanz aus Augsburg und Nordschwaben
Die Polizei Augsburg zog eine überwiegend positive Bilanz. Dank starker Präsenz und vorbereiteter Einsatzkräfte blieben größere Vorfälle aus. Nur vereinzelt kam es zu Straftaten,
Auseinandersetzungen oder sonstigen sicherheitsrelevanten Vorkommnissen, auf die die Beamten jedoch schnell reagieren konnten.
Das Konzept der Polizei: Starke Präsenz vor allem an beliebten Treffpunkten in der Innenstadt sowie an kritischen Stellen. Auch in den angrenzenden Landkreisen in Nordschwaben feierten die Menschen laut Polizei überwiegend friedlich.
Eskalation in Berlin und fünf Tote in ganz Deutschland
Ein trauriger Höhepunkt in der Silvesternacht waren wohl die Explosionen sogenannten Kugelbomben in Berlin. Einer dieser in Deutschland verbotenen Sprengkörper explodierte im Stadtteil Schönefeld mit einer solchen Wucht, dass die Fassaden von sieben umliegenden Häusern massive Schäden davontrugen. Insgesamt 36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar. Fünf Menschen erleiden Verletzungen, zwei von ihnen kommen anschließend für die weitere Versorgung in Krankenhäuser. Ein Sprecher der Feuerwehr findet gegenüber BILD dafür nüchterne Worte: „Die haben Silvester mit Krieg verwechselt“.
Wie gefährlich diese illegalen Böller sind, zeigt auch ein weiterer Fall im Stadtteil Tegel. Dort explodierte eine Kugelbombe inmitten einer Menschenmenge. Acht Menschen werden verletzt, zwei davon sogar lebensbedrohlich. Unter den am schwersten Betroffenen sei auch ein Kleinkind.
Insgesamt starben in Deutschland fünf Männer durch selbstgebaute Böller und Kugelbomben. Oftmals war dabei eine zu kurze Lunte ausschlaggebend. Es fehlt die Zeit, sich vom Sprengköprer zu entfernen – mit den fatalen Folgen.
Herausforderung für Einsatzkräfte an Silvester
Die Silvesternacht stellte die Einsatzkräfte in ganz Bayern, aber auch dem Rest der Bundesrepublik vor große Herausforderungen. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste waren stark gefordert, konnten jedoch durch ihre Präsenz und schnellen Eingriff zumeist schlimmere Eskalationen verhindern.
Bayerns Innenminister Herrmann dankte den Einsatzkräften für ihren unermüdlichen Einsatz, findet aber auch harte Worte für Chaoten: „Vor allem was in Berlin passiert ist, erinnert an bürgerkriegsähnliche Zustände. Wenn Menschen schwer verletzt und ganze Häuser durch Sprengkörper unbewohnbar gemacht werden, dann sind hier rote Linien weit überschritten. So etwas darf sich ein Rechtsstaat nicht gefallen lassen.“