AUGSBURG – Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 des Polizeipräsidiums Schwaben Nord zeigt eine insgesamt stabile Sicherheitslage – trotz eines leichten Anstiegs der Fallzahlen. Mit 38.483 registrierten Straftaten verzeichnete das Präsidium einen Zuwachs von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Kriminalitätsbelastung bleibt dennoch auf niedrigem Niveau und deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt.
Mehr Fälle – aber keine dramatische Entwicklung
Polizeipräsident Martin Wilhelm betont: „Auch im Jahr 2024 hatten wir eine der niedrigsten Kriminalitätsbelastungen seit zehn Jahren – mit Ausnahme der pandemiegeprägten Jahre 2020 bis 2022. Gleichzeitig wurden über zwei Drittel der bereinigten Straftaten aufgeklärt. Die Sicherheitslage in unserer Heimat ist also nach wie vor ausgezeichnet.“ Die Kriminalitätsbelastung – gemessen an der Häufigkeitszahl – liegt mit 5.246 Fällen pro 100.000 Einwohner weit unter dem bayerischen Schnitt von 5.924.

Die Aufklärungsquote sank leicht auf 68,6 Prozent (2023: 70,0 Prozent), liegt aber weiterhin über dem bayernweiten Durchschnitt von 64,9 Prozent. Polizeivizepräsidentin Kerstin Schaller erklärt: „Auch bei komplexeren Delikten und steigender Mobilität der Täter bleiben wir konsequent in der Strafverfolgung.“
Kriminalstatistik zeigt: Gewalt- und Rohheitsdelikte nehmen zu
Besonders auffällig war 2024 der Anstieg bei den sogenannten Rohheitsdelikten – also Körperverletzungen, Bedrohungen und ähnlichen Straftaten – um 10,1 Prozent auf 5.442 Fälle. Vor allem innerfamiliäre Konflikte, Beziehungsdelikte und Gewalt im öffentlichen Raum trugen hierzu bei. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich liegt bei beachtlichen 92,1 Prozent.

Jugendkriminalstatistik: Rückgang trotz medialer Wahrnehmung
Trotz gesellschaftlicher Debatten ging die Jugendkriminalität insgesamt leicht zurück. 3.146 tatverdächtige Kinder und Jugendliche wurden 2024 registriert, das sind 5,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Dennoch registrierte die Polizei punktuell eine Zunahme an Gewalt innerhalb jugendlicher Gruppen, insbesondere im städtischen Raum.
Diebstahl und Betrug: Die klassischen Delikte bleiben präsent
Der Diebstahl – insbesondere Ladendiebstahl – bleibt das häufigste Deliktsfeld mit 9.054 Fällen. Dabei stieg der Ladendiebstahl um 18,2 Prozent auf 3.308 Fälle. Auch Fahrraddiebstähle verzeichneten ein Plus von 10,6 Prozent. In Zeiten steigender Preise und wachsender sozialer Spannungen sehen die Behörden hier einen klaren Zusammenhang.
Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte – vor allem Betrug – wurden 7.931 Fälle registriert, ein Rückgang um 6,3 Prozent. Auffällig bleiben jedoch Betrugsmaschen wie „falscher Polizeibeamter“ oder „Schockanrufe“, bei denen gezielt ältere Menschen getäuscht werden.

Cyberkriminalität und digitale Delikte auf dem Vormarsch
Ein wachsender Schwerpunkt bleibt die Internetkriminalität. 2.323 Fälle wurden 2024 registriert – das entspricht einem Plus von 11,6 Prozent. Besonders häufig waren Warenbetrug, Identitätsdiebstahl und Erpressung durch Ransomware. Die Polizei setzt hier zunehmend auf spezialisierte Einheiten und technische Forensik.
Die Kriminalstatistiken der Regionen im Überblick
- Stadt Augsburg: Mit 21.096 registrierten Straftaten ein Anstieg um 3,8 Prozent. Dennoch weist die Stadt unter den bayerischen Großstädten weiterhin die zweitniedrigste Häufigkeitszahl auf. Besonders stark gestiegen sind Rohheitsdelikte (+12,7 Prozent) und Körperverletzungen (+13,5 Prozent).
- Landkreis Augsburg: 6.994 Straftaten bedeuten einen leichten Anstieg um 1,3 Prozent. Auffällig ist ein Anstieg der Wohnungseinbrüche (+41 Fälle) und Fahrraddiebstähle. Gleichzeitig verzeichnete der Landkreis mit 75,6 Prozent eine der besten Aufklärungsquoten.
- Landkreis Dillingen: Die einzige Region im Präsidiumsbereich mit einem Rückgang der Fallzahlen (–2,4 Prozent auf 2.847 Fälle). Die Aufklärungsquote stieg auf herausragende 73,3 Prozent. Die Kriminalitätsbelastung bleibt auf niedrigem Niveau.
- Landkreis Donau-Ries: Mit 4.379 Straftaten verzeichnet der Landkreis einen Anstieg von 6,8 Prozent. Besonders auffällig: Zunahme bei Rohheitsdelikten um 22,4 Prozent und bei gefährlicher Körperverletzung. Auch hier konnte die Polizei mit 70,2 Prozent eine starke Aufklärungsquote vorweisen.
- Landkreis Aichach-Friedberg: Die Fallzahlen stiegen leicht um 2,1 Prozent auf 3.167 Straftaten. Dennoch bleibt die Kriminalitätsbelastung hier mit einer Häufigkeitszahl von 3.717 pro 100.000 Einwohner auf niedrigem Niveau – der zweitniedrigste Wert im gesamten Präsidiumsbereich.
Ausblick und Maßnahmen der Polizei
Die Polizei Schwaben Nord kündigte an, 2025 verstärkt auf Prävention und digitale Auswertung zu setzen. Besondere Schwerpunkte sind Präventionsprogramme an Schulen, die Stärkung der Präsenzkräfte in Ballungsräumen sowie der Ausbau der Cybercrime-Bekämpfung. Auch bei der Bekämpfung von Kinderpornografie und sexualisierter Gewalt im Netz will man neue Ansätze verfolgen.