CUXHAVEN – Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag – doch die gesundheitlichen Risiken sind gravierend, warnt Dr. Antonia Karpouza, Onkologin am Helios MVZ Cuxhaven. Bereits geringe Mengen steigern das Risiko für verschiedene Krebsarten, da Alkohol im Körper zu Acetaldehyd abgebaut wird – einer Substanz, die als krebserregend gilt.
Alkohol gefährdet Leber, Speiseröhre, Brust
Krebserkrankungen an Schleimhäuten wie im Mund- und Rachenraum, an der Speiseröhre oder im Darm treten besonders häufig bei regelmäßigem Alkoholkonsum auf. Auch Leberkrebs zählt zu den typischen Folgeerkrankungen. Bei Frauen erhöht Alkohol zudem den Östrogenspiegel, was das Brustkrebsrisiko zusätzlich steigert. Weltweit ließen sich laut WHO rund vier Prozent aller Krebsfälle auf Alkoholkonsum zurückführen – bei Brustkrebs waren es in Europa im Jahr 2020 fast 40.000 Fälle.
Der Mythos vom gesunden Rotwein
Das oft zitierte Glas Rotwein für die Gesundheit ist laut Karpouza ein Mythos. Zwar enthalte Rotwein das Antioxidans Resveratrol, das Zellen vor Schäden schützen kann. Doch dessen potenziell positive Wirkung wird durch den Alkoholgehalt klar übertroffen. „Bereits 15 bis 30 Gramm Alkohol täglich – etwa ein bis zwei kleine Gläser Wein á 150 Milliliter– erhöhen das Brustkrebsrisiko um rund 33 Prozent.“, betont die Medizinerin.

Lebensstil wichtiger als Ausnahmen
Dass Menschen in der „blauen Zone“ – einem Bereich, in dem Menschen überdurchschnittlich alt werden – auf der griechischen Insel Ikaria trotz Weinkonsums ein hohes Alter erreichen, liege nicht am Alkohol. Vielmehr sei dafür der gesunde Lebensstil der Menschenverantwortlich: „Die Menschen auf Ikaria leben sehr stressfrei, ernähren sich überwiegend pflanzenbasiert mit viel frischem Gemüse, Olivenöl und Hülsenfrüchten, bewegen sich täglich und haben enge soziale Bindungen. All diese Faktoren sind entscheidend für Langlebigkeit“, betont Karpouza. Außerdem werde dort Wein nur in kleinen Mengen zu den Mahlzeiten konsumiert.
WHO fordert Warnhinweise
Die WHO plädiert für klare Warnhinweise auf alkoholischen Produkten – ähnlich wie bei Tabak. Karpouza unterstützt diesen Schritt: „Studien zeigen, dass sich viele Menschen der krebserregenden Wirkung von Alkohol nicht bewusst sind. Ein Warnhinweis könnte hier mehr Bewusstsein schaffen und Menschen dazu ermutigen, ihren Konsum zu überdenken.“ Nötig seien zudem bessere Aufklärung und strengere Werberegeln.
Besser auf Alkohol verzichten oder stark reduzieren
Laut aktuellem Forschungsstand gibt es keine sichere Dosis. Wer gesund leben will, sollte den Konsum meiden oder auf ein Minimum reduzieren. Alkoholfreie Alternativen wie Mocktails, Spritzgetränke mit Kräutern oder Limonaden bieten geschmackvollen Genuss – ganz ohne Risiko. Zudem sei eine ausgewogene Ernährung mit vielen Antioxidantien angeraten: Die gibt es in Obst, Gemüse und Nüssen und helfen, die durch den Alkohol entstehenden Zellschäden zu minimieren.