Samstag, 11.01.2025

HAMBURG – Die Psychiatrien im Asklepios Westklinikum Rissen und der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll haben ihr Behandlungsangebot für Abhängigkeitserkrankungen erweitert. Wie sie Anfang Dezember bekannt gaben nutzen sie als erste Einrichtungen in Hamburg eine hochmoderne Virtual-Reality Brille, kurz gesagt VR-Brille, die Patienten hilft, mit sogenannten „Triggern“ (Alltagsauslösern für Rückfälle) umzugehen.

In Rissen wird die VR-Technologie aktuell tatsächlich in der Therapie von Alkoholabhängigkeit eingesetzt. In der Klinik Nord – Ochsenzoll kommt die VR-Brille künftig auch bei weiteren Substanzabhängigkeiten wie Kokain und Cannabis zum Einsatz. Die computergenerierten Szenarien bieten den Patienten einen sicheren Rahmen, und zwar um den Umgang mit herausfordernden Situationen zu erlernen.

Jedes Jahr sterben schätzungsweise 40.000 Menschen in Deutschland vorzeitig an den Folgen von Alkoholkonsum. In den beiden Kliniken begleitet das Fachpersonal jährlich über 2.500 Suchtkranke durch qualifizierte Entzugsprogramme. Die innovative Therapie mit VR soll langfristig dabei helfen, so dass die Erfolgsquote der Behandlungen erhöht wird und den Betroffenen den Weg in ein suchtfreies Leben erleichtert wird.

Foto: Asklepios

Innovative Therapieansätze 

Die VR-Therapie ermöglicht es den Betroffenen, in virtuellen Rollenspielen Schlüsselreize ihrer Abhängigkeit zu erkennen und sich realitätsnah darauf vorzubereiten. „Die virtuelle, aber realitätsnahe Umgebung fördert die Imaginationskraft der Patient:innen, die in herkömmlichen Rollenspielen oftmals nicht ausreichend ausgeprägt ist. Sie schafft einen geschützten Raum, in dem Betroffene sich an virtuellen Orten mit den Schlüsselreizen ihrer Erkrankung auseinandersetzen können, ohne sich der realen Gefahr eines Rückfalls aussetzen zu müssen. Dies begünstigt eine schnellere und nachhaltigere Integration von Therapieinhalten in den Alltag, wie wir auch schon bei dem ersten Patienten feststellen durften“, erläutert Alissa Diercksen, Psychologin am Asklepios Westklinikum.

Ein Beispiel: Klienten mit Alkoholabhängigkeit üben, im virtuellen Supermarkt am Spirituosenregal vorbeizugehen, ohne der Versuchung nachzugeben.

„Doch auch andere Reize, die nicht abhängige Personen gar nicht als solche identifizieren würden, wie in einem virtuellen Badezimmer eines Clubs Kokain zu portionieren, können wir mit der VR-Brille abbilden“, sagt Dr. Peter Strate, Chefarzt an der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll.

Zukunft der Therapie mit der VR-Brille

Die VR-Therapie wird derzeit im Einzelsetting durchgeführt, um eine intensive Betreuung zu gewährleisten. Perspektivisch sollen umfassende Evaluierungen den Einsatz weiter optimieren, sodass noch mehr Patienten von diesem modernen Ansatz profitieren können.

„Es ist uns wichtig, zeitgemäße Therapieansätze zu nutzen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Patient:innen gerecht werden. VR ist ein vielversprechendes Werkzeug, das unsere therapeutischen Methoden ergänzt und erweitert“, ergänzt Dr. Ulf Künstler, Chefarzt Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie.

Weitere Informationen zu den Einrichtungen:

 

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