Sonntag, 20.04.2025

STUTTGART – Wer Kaninchen hält, sollte auf subtile Anzeichen von Krankheit achten. „Bei vielen Kleintieren, so auch bei Kaninchen, werden leichte Verhaltensveränderungen häufig zu spät oder gar nicht entdeckt. Dies kann zu vermeidbarem Leid führen und sogar schnell lebensgefährlich werden“, erklärt Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA.

Zahnprobleme bei Kaninchen rechtzeitig erkennen

Kaninchenzähne wachsen lebenslang etwa 10 Zentimeter pro Jahr. In freier Wildbahn nutzen sich die Zähne durch stundenlanges Fressen von Baumrinden, Wildkräutern, Gräsern und Blättern natürlich ab. Bei falschem Futter können im Haushalt gehaltene Kaninchen schmerzhafte Zahnanomalien oder Zahnüberlängen entwickeln.

Symbolfoto: envato | uraneva

Besonders Qualzuchten wie Zwergkaninchen leiden unter Zahnproblemen, da ihr verkürzter Körperbau kaum Platz für die Zähne bietet. Warnsignale für Zahnbeschwerden sind abnehmendes Interesse am Futter, Gewichtsverlust, vermehrter Speichelfluss mit nassen Stellen im Mundbereich und Verdauungsstörungen. Die Tiere brauchen länger beim Fressen, wühlen im Futter und können den Mund nicht richtig schließen.

Bei Verdacht auf Zahnprobleme sollte umgehend eine auf Zähne spezialisierte Tierarztpraxis aufgesucht werden. Zur Behandlung ist raufaserreiches Futter wie Heu, Gras oder Kräuter wichtig. Bei genetischen Zahnproblemen müssen die Zähne regelmäßig tierärztlich kontrolliert und gekürzt werden – meist ohne Narkose. In schweren Fällen können operative Zahnentfernungen nötig sein.

Lebensgefährliche Verdauungsstörungen

Der empfindliche Verdauungstrakt von Kaninchen benötigt kontinuierliche Nahrungszufuhr. „Kaninchen haben keine Muskeln im Magen-Darm-Trakt, die die Nahrung weiterbefördern“, erklärt die PETA-Expertin. Bleibt die Nahrungsaufnahme aus, bleibt das Futter im Verdauungstrakt stecken und beginnt zu gären.

Symbolfoto: envato | wosunan

Verdauungsstörungen entstehen durch falsche Ernährung, zu wenig Flüssigkeit, Aufnahme von zu viel Fell beim Putzen, Übergewicht, Bewegungsmangel oder Infektionen. Betroffene Kaninchen setzen nur noch selten oder unter Anstrengung Kot ab, der Bauch kann aufblähen und verhärten.

Bei diesen Symptomen ist schnelles Handeln lebenswichtig. Mittels Röntgenbildern kann die Ursache ermittelt und entsprechend behandelt werden. Massagen und spezielle Medikamente regen die Magen-Darm-Bewegung an. Bei hartnäckigen Verstopfungen kann ein chirurgischer Eingriff nötig sein.

Ohrenentzündungen – besonders bei Widderkaninchen

Ansammlungen von Eiter und Ohrenschmalz können zu schmerzhaften Abszessen in Kaninchenohren führen. Unbehandelt können sich Ohrentzündungen auf Zähne, Rücken und Lunge ausbreiten und sogar tödlich enden.

Widderkaninchen mit ihren langen Schlappohren sind besonders gefährdet. „Die abgeknickten, verengten und schlecht belüfteten Gehörgänge der Qualzuchten bilden ein ideales Milieu für Bakterien, Milben und Hefen“, warnt Hoger.

Betroffene Tiere knicken das erkrankte Ohr ab, halten den Kopf schief, zeigen Gleichgewichtsstörungen oder kratzen sich vermehrt am Ohr. Im Ohr selbst sind Rötungen und vermehrtes Sekret sichtbar. Bei solchen Anzeichen sollte sofort eine auf Kleintiere spezialisierte Tierarztpraxis aufgesucht werden.

Symbolfoto: envato | ORION_production

Die Behandlung reicht von gründlicher Ohrenreinigung unter Narkose bis hin zu Schmerzmitteln, Antibiotika und chirurgischen Eingriffen bei fortgeschrittenen Fällen. Bei Widderkaninchen ist lebenslange Ohrenpflege und -kontrolle notwendig.

Experten empfehlen, Kaninchen mindestens einmal jährlich zum tierärztlichen Check-up zu bringen – Senioren sogar halbjährlich.

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