BERLIN – Wie wir bereits berichteten, stellt Kanzler Olaf Scholz am 16. Dezember 2024 voraussichtlich die Vertrauensfrage. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition scheint der Ausgang klar, nachdem Scholz die Zusammenarbeit mit der FDP beendet hat. Die Parteien befinden sich bereits im Wahlkampfmodus zur Bundestagswahl – doch große Überraschungen bleiben bislang aus.
SPD: Chance auf frischen Wind verpasst
Obwohl Verteidigungsminister Boris Pistorius in Umfragen deutlich beliebter ist als Olaf Scholz, bleibt die SPD bei ihrem bisherigen Kanzlerkandidaten. Pistorius schloss eine eigene Kandidatur aus, und so tritt Scholz erneut an – trotz geringer Zustimmungswerte und der Tatsache, dass er laut aktuellen Sonntagsfragen kaum eine Mehrheit im Bundestag erreichen würde.
Auch die Union setzt auf Altbewährtes und schickt Oppositionsführer Friedrich Merz ins Rennen. Dabei hatte die Partei ihn 2021 noch aktiv durch Armin Laschet verhindert. Viele Unionsmitglieder bevorzugten damals sogar Norbert Röttgen, um Merz‘ Ambitionen zu blockieren. Jetzt stellt sich die Frage, ob Merz, dessen konservative Ansichten insbesondere bei Frauen wenig Anklang finden, neue Impulse setzen kann.
Grüne: Habeck übernimmt das Ruder
Die Grünen starteten als erste Partei in den Wahlkampf. Wirtschaftsminister Robert Habeck verkündete am 7. November 2024 auf der Plattform „X“ (ehemals Twitter) seine Rückkehr ins Rampenlicht mit den Worten „back for good“. Bereits einen Tag später erklärte er seine Kanzlerkandidatur. 2021 überließ Habeck diesen Posten Annalena Baerbock, die jedoch schon im Juli 2024 angekündigt hatte, nicht erneut antreten zu wollen.
Die FDP bleibt sich treu und setzt weiterhin auf Christian Lindner – diesmal allerdings „nur“ als Spitzenkandidaten. Nach ihrer Zeit in der Ampelkoalition kämpft die Partei jedoch mit sinkenden Umfragewerten. Ob sie überhaupt die 5-Prozent-Hürde schafft, bleibt ungewiss.
AfD: Erste Kanzlerkandidatur mit Alice Weidel
Die AfD wagt zum ersten Mal eine Kanzlerkandidatur und schickt Co-Parteivorsitzende Alice Weidel ins Rennen. Allerdings dürfte ihre Chance auf das Kanzleramt gering sein, da alle anderen Parteien weiterhin eine Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausschließen. Ohne Koalitionspartner bleibt der AfD nur die absolute Mehrheit – und diese scheint laut aktuellen Umfragen außer Reichweite.
Die im Januar 2024 gegründete Partei Bündnis Sahra Wagenknecht hat ihre Spitzenkandidatin noch nicht offiziell bekannt gegeben. Doch es gilt als wahrscheinlich, dass die Parteigründerin selbst zur Bundestagswahl 2025 antreten wird.
Der Wahlkampf nimmt also Fahrt auf, doch frischer Wind bleibt aus. Statt einer „Zeitenwende“, wie es viele versprochen hatten, präsentieren die großen Parteien ihre bekannten Gesichter von 2021 – und hoffen auf bessere Ergebnisse. Ob diese Strategie bei den Wählerinnen und Wählern zur Bundestagswahl ankommt, bleibt abzuwarten.